Druck am Arbeitsplatz – wie ihr ihn abbauen und konstruktiv nutzen könnt

Ihr kennt das möglicherweise: Prüfungen rücken näher oder gar das Ende des Studiums und der Drück erhöht sich um ein Vielfaches.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Druck und Stress. Während manche darunter zu Höchstleistungen auflaufen, drohen andere schnell daran zu zerbrechen.

Ist ein Mensch am Arbeitsplatz über einen langen Zeitraum starkem Druck und Stress ausgesetzt, ohne Erholungsphasen zu bekommen, kann dies schwerwiegende Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit nach sich ziehen.

Um einer derartigen Entwicklung entgegenzuwirken, ist es für Studenten, Mitarbeiter und Führungskräfte wichtig, Strategien hinsichtlich des konstruktiven Umgangs mit Druck am Arbeitsplatz zu entwickeln.

In diesem Artikel gehe ich auf folgende Aspekte ein:

1. Die modernen Kommunikationsmittel richtig einsetzen
2. Klare Trennung von Beruf und Freizeit
3. Erreichbare Teilziele setzen
4. Aus der Vergangenheit lernen
5. Aufgaben an die richtigen Kommilitonen delegieren
6. Ruhephasen für Körper und Geist schaffen
7. Das eigene Wissen erweitern

 

1. Die modernen Kommunikationsmittel richtig einsetzen

Der Siegeszug von Internet und Smartphone hat den Arbeitsalltag vieler Menschen grundlegend verändert. Bedingt durch permanent eingehende E-Mails und Anrufe kommt es immer wieder zu Unterbrechungen wichtiger Arbeitsabläufe. Vielen von euch fällt es dadurch wahrscheinlich schwer, die Konzentration auf das Wesentliche aufrecht zu erhalten.

Zudem zwingen moderne Kommunikationsmedien gerne dazu, verschiedene Arbeitsvorgänge „parallel“ zueinander auszuüben. Dieses immer intensiver werdende „Multitasking“ wird von vielen Menschen als belastend empfunden und als eine der wesentlichen Ursachen für das Entstehen von Stress am Arbeitsplatz genannt.

Viele durch moderne Medien verursachte Stressfaktoren können durch kleine aber wirkungsvolle Maßnahmen gezielt minimiert werden.

Wenn die Arbeit durch einen Anruf oder eine E-Mail unterbrochen wird, ist es clever, auf einem Notizzettel in Stichworten den letzten Stand des Vorgangs festzuhalten. Die Software Vitamin-R (OSX) nennt diese kleinen Erinnerungsstützen „Brotkrumen“. Wie jene von Hänsel und Gretel aus dem Wald führten, erleichtern die schnellen Notizen den Wiedereinstieg in den zuvor unterbrochenen Arbeitsprozess.

Da Arbeiten auf diese Weise häufig unzureichend, langsam und häufig fehlerhaft ausgeführt werden, empfiehlt es sich generell, Multitasking zu vermeiden (letztlich gibt es so etwas wie Multitasking ohnehin nicht, weil wir – entgegen Comptern – nicht über mehrere „Kerne“ verfügen – jeder für sich – Aufgaben bearbeiten können. Insbesondere wichtige Tätigkeiten sollten deshalb mit eurer vollen Hingabe und Konzentration ausgeführt werden.

Aber das wusstet ihr schon, richtig?

2. Klare Trennung von Beruf und Freizeit

Internet, Smartphone, Skype und E-Mails sind für die meisten von euch ein fester Bestandteil des Alltages geworden. So ist das Smartphone schon bald das zweischneidige Schwert, denn die modernen Kommunikationsmittel erzeugen ein Gefühl und auch einen Weg der permanenten Erreichbarkeit. Auch das löst bei vielen Menschen dauerhaft Stress aus.

In der Universität noch nicht so ausgeprägt wie in Unternehmen, ist es dennoch belastend, wenn auch nach Feierabend noch Anrufe, E-Mails oder SMS-Nachrichten eintrudeln und immer wieder an die zu erledigenden Aufgaben erinnern. Dies hat zur Folge, dass die Grenzen zwischen „Beruf“ und Freizeit zunehmend verschwimmen und wichtige Phasen der geistigen Regeneration nicht ausreichend wahrgenommen werden. Auch während des Studiums ist es demnach sinnvoll, eine Grenze, einen Feierabend zu setzen.

Auch, wenn es ist nicht immer einfach ist, Grenzen zu setzen und dabei sein Gesicht zu wahren.

3. Erreichbare Teilziele setzen

Im harten und von Druck geprägtem Studi-Alltag fehlen oftmals konkrete Erfolgserlebnisse. Aus dem Erreichen sich selbst gesetzter realistischer und messbarer Teilziele lässt sich neue Motivation schöpfen. Werden Erfolgserlebnisse erzielt, setzt dies im Körper Endorphine (Glückshormone) frei, die sich positiv auf den Abbau von Druck und Stress auswirken.

4. Aus der Vergangenheit lernen

Wenn Druck und Stress im Studium überhand nehmen, lohnt es sich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Dabei könnt ihr analysieren, welche Rezepte und Strategien sich bei der Bewältigung von Druck- und Stresssituationen bisher für euch als wirkungsvoll erwiesen haben. Frei nach dem Motto:

Hat es geklappt – tu’ mehr davon. Hat es nicht geklappt, versuch’ etwas anderes.

5. Aufgaben an die richtigen Kommilitonen delegieren

Auch ihr als Mitglieder einer Arbeitsgruppe könnt schnell unter Druck geraten, weil ihr es versäumt, Aufgaben anhand von Stärken zu verteilen.

Beim Zuweisen der Aufgaben solltet ihr deshalb genau darauf achten, welcher der Kollegen aufgrund seiner persönlichen Eigenschaften, Stärken und vorhandenen zeitlichen Ressourcen am ehesten dazu geeignet ist, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen.

Werden Arbeiten an die Falschen verteilt, hat dies häufig das Entstehen von zusätzlichem Druck und Stress innerhalb der Arbeitsgruppe zur Folge. Und das braucht weder ihr noch die hilfsbereiten Kollegen.

Eine häufige und mit zunehmender Verantwortung oder zunehmendem Perfektionsanspruch „verlockendere“ Falle: als Einzelkämpfer zu agieren. Nicht aus dem Blick zu verlieren, dass man trotzdem noch als Teil des Teams arbeitet, Arbeit abzugeben und die erzielten Ergebnisse als Teil einer im Team vollbrachten Anstrengung zu würdigen, kommt selten automatisch.

Und auch, wenn es kurzfristig für euch weniger Arbeit bedeutet, es einfach alleine zu machen – im Arbeitsleben kommt irgendwann der Punkt, an dem ihr es einfach zeitlich und kräftemäßig nicht mehr schaffen könnt. Von daher: früh übt sich!

Gut durchdachte Teamarbeit sorgt für zeitliche Entlastung und ist förderlich für ein gutes Betriebsklima und dem Abbau von Stress.

6. Ruhephasen für Körper und Geist schaffen

Hektik läßt nicht reifen.
–Else Pannek

Seid ihr permanentem Druck ausgesetzt, solltet ihr unbedingt darauf achten, Körper und Geist intensive Phasen der Erholung zu verschaffen. Autogenes Training, Meditation oder Yoga-Übungen können in dieser Hinsicht wahre Wunder wirken, das ist seit langer Zeit kein Geheimnis mehr (und trotzdem scheitern viele von uns beim Aufbau solch sinnvoller Gewohnheiten).

Regelmäßiges Joggen oder erholsame Spaziergänge in der freien Natur eignen sich ebenfalls hervorragend zum Abbau von Stress. Also Handy im Wald ausschalten und dem Gezwitscher der Vögel lauschen – das gibt Ruhe für Körper und Geist.

7. Das eigene Wissen erweitern

In ihrem faszinierendem (englischen) TEDtalk „How to make stress your friend“ schafft Kelly McGonigal Raum für den Gedanken, Stress durch eine positive Sichtweise als Freund anzusehen und nicht als den Feind, als den auch sie ihn in der vergangenen Dekade ihrer Forschung tituliert hatte.

 

 

Seinen „Gegner“ gut zu kennen, schadet also nicht. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Bücher veröffentlicht, die sich mit diversen Aufgaben und Problemen am Arbeitsplatz und auf interessante Weise mit der Thematik Druck am Arbeitsplatz auseinandersetzen.

Ein Beispiel ist das von Friedel John und Gabriele Peters-Kühlinger verfasste Werk Mit Druck richtig umgehen. Der kompakte Ratgeber zeigt die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln und zeigt – ganz im Sinne der Positiven Psychologie – wie Druck utilisiert und als Chance für Veränderungen genutzt werden kann.

Fazit

Druck und Stress sind fangen früh an und sind am Ende Bestandteile der modernen Arbeitswelt, die sich aufgrund der an den Arbeitnehmer herangetragen Anforderungen nicht komplett beseitigen lassen. Es ist jedoch möglich, den auch im Studium schon auftretenden Stress durch entsprechende Verhaltensweisen deutlich zu minimieren.

Oder zum Freund zu machen.

Gute Aussichten, findet ihr nicht?

Literatur

John, F. & Kühlinger, G. (2015). Mit Druck richtig umgehen. Freiburg im Breisgau: Haufe-Lexware.

Michael Tomoff_FOTOBONN-IMG_6480_klein Kopie 2Michael Tomoff ist Diplom-Psychologe, zertifizierter Coach, Hochschuldozent und Junior Weltverbesserer. In seinem Blog Was Wäre Wenn schreibt er über seine Leidenschaft, die Positive Psychologie, und vermittelt wissenschaftliche Erkenntnisse einfach und pragmatisch.